Über 40 Prozent der Wohnungen in Deutschland wurden zwischen 1950 und 1977, also vor Einführung der ersten Wärmeschutzverordnung, errichtet. Die Sanierung dieser Häuser und Wohnungen bietet Eigentümern erhebliche Energiesparmöglichkeiten. Experten kennen die typischen Schwachstellen von Immobilien aus verschiedenen Bauperioden. Nachfolgend finden Sie Sanierungstipps für Altbauten, sortiert nach Baujahr.
- Sanierungstipps für die 50er Jahre:
Bei einer Sanierung sollten die verwendeten Materialien gründlich geprüft, gegebenenfalls ausgetauscht und Baumängel sorgfältig behoben werden. Bei traditionellen Siedlungshäusern wird besonderes Augenmerk auf Feuchtigkeit, Haustechnik und Dacheindeckung gelegt. Weitere Aspekte sind Heizungsanlagen sowie Trittschalldämmung und Dämmung.
- Die 60er Jahre: Mehr Wohnraum, mangelnde Dämmung:
Häuser aus den 60er Jahren zeichnen sich durch unzureichende Wärme- und Schalldämmung aus. Darüber hinaus entstehen Probleme durch mangelhafte, veraltete und kontaminierte Baumaterialien. Weitere Schäden treten in der Konstruktion auf und beeinträchtigen tragende Wände, Treppen, Brüstungen und Geländer. Sanitär- und Heizungsanlagen aus dieser Zeit sind technisch veraltet. Dennoch ist die Gesamtqualität dieser Wohngebäude mit großzügigeren Räumen und großen Fensterfronten lobenswert.
- Sanierungstipps für die 60er Jahre:
Der Sanierungsplan umfasst Maßnahmen zur Energieeinsparung durch Dach- und Fassadendämmung, die Überprüfung auf Schäden an Bauteilen, den Austausch von Wasser- und Abwasserleitungen sowie die Modernisierung der Heizungsanlage und der Fenster. Auch eine Badsanierung wird als sinnvoll erachtet.
- Die 70er Jahre: Erste Dämmung, viele Schadstoffe
In diesen Jahren wurde überwiegend in Beton gebaut. Die Elektro- und Sanitärinstallationen seit den 70er Jahren sind aus heutiger Sicht noch immer auf dem neuesten Stand. Nach der ersten Wärmeschutzverordnung von 1977 wurde erstmals eine Dämmung eingesetzt, die jedoch nicht mehr den heutigen Standards entspricht. Häufig treten Probleme mit Feuchtigkeit im Erdreich auf. Die Badezimmer sind oft wenig komfortabel und klein, und in vielen Reihenhaussiedlungen gibt es kein Tageslicht im Badezimmer. Die Anzahl der eingebauten Schadstoffe nimmt zu.
- Sanierungstipps für die 70er Jahre:
Bei dieser Gebäudegeneration sollte bei der Sanierung besonders auf Schadstoffe wie Asbest und Holzschutzmittel sowie auf Feuchtigkeitsschäden geachtet werden. Schwachstellen gibt es oft an Dach und Außenwänden. Daher stehen auch hier Dach- und Fassadendämmung sowie die Erneuerung der Heizungsanlage auf dem Programm. Im Gegensatz dazu haben die damals oft eingebauten Mahagoni-Holzfenster bei guter Pflege und bereits eingesetzter Doppelverglasung oft noch nicht das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Ein Austausch ist daher nicht automatisch notwendig.
- Die 80er Jahre: Ausgebauter Dachboden, Schwachstelle Dachterrasse
Mit dem steigenden Bedarf an Wärmedämmung ersetzte in den 1980er Jahren das Warmdach mit seiner Dämmschicht das bis dahin übliche Kaltdach. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass Dachböden, einst als Lagerräume oder Waschküchen genutzt, nun zu Wohnräumen umgebaut und baulich entsprechend angepasst wurden. Die immer häufigeren Dachterrassen stellen jedoch bei starkem Regen und intensiver Sonneneinstrahlung oft Schwachstellen dar. Weitere Schwachstellen in der Gebäudegeneration sind Erdgeschoss-Außenwände, Wohnungstrennwände, Fensterlaibungen und Rollladenkästen. Gesundheitsgefährdende Materialien wie asbesthaltige Dach- oder Fassadenplatten, Mineralwolle mit unzureichender Faserlänge, gesundheitsschädliche Holzschutzmittel sowie formaldehydhaltige Spanplatten oder andere Holzbaustoffe müssen weiterhin überprüft werden.
- Renovierungstipps für die 80er Jahre:
Warmdächer aus dieser Zeit erfordern oft eine genauere Überprüfung, da sie häufig Baumängel aufweisen. Dampfsperren sind häufig unsachgemäß eingebaut oder beschädigt, sodass Wasser eindringen kann. Häuser aus den 1980er Jahren sind aufgrund mangelhafter Wärmedämmung und Luftdichtheit energetisch noch immer nicht optimal. Die verwendeten Bauteile sind jedoch in der Regel in einem ausreichend guten Zustand, sodass eine Sanierung wirtschaftlich nicht vertretbar ist. Ein Energieberater kann Einsparpotenziale ermitteln.
- Die 90er: Fassadendämmung kommt, Dach
Feuchteprüfung In den 90er Jahren rückt die Reduzierung der CO2-Emissionen in den Fokus – auch bei Bestandsimmobilien. Mit einer novellierten Wärmeschutzverordnung legt die Politik den Grundstein für energiebewusstes Bauen: Energiesparen rückt in den Vordergrund – immer mehr Passiv- und Niedrigenergiehäuser werden gebaut. Fassaden werden gedämmt, meist aus Styropor. Zunehmend werden Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien eingebaut.
- Sanierungstipps für die 90er:
Aus heutiger Sicht ist die Dämmung dieser Gebäude oft nicht mehr ausreichend. Die Baustoffe befinden sich jedoch bei fachgerechter Verarbeitung noch in der Mitte ihres Lebenszyklus. Dennoch sind auch hier mögliche Feuchtigkeitsschäden ein zentraler Prüfpunkt, insbesondere am Dach.
Grundsätzlich gilt bei einer Sanierung für Häuser jeden Baujahrs: Zu Beginn ist eine Energieberatung mit Sanierungsfahrplan sinnvoll! Denn die richtige Reihenfolge der einzelnen Gewerke entscheidet mit über den Erfolg und den dadurch gewonnenen Wohnkomfort.